Chronik – in Bearbeitung
Das Ingenieurbüro Böger+Jäckle wurde im November 1961 von den beiden Diplom-Bauingenieuren Hajo Böger und Hermann Jäckle gegründet. Beide haben sich nach ihrem Studium (Hajo Böger an der Universität Hannover, Hermann Jäckle an der Universität Karlsruhe) im Jahr 1956 im renommierten Ingenieurbüro von Dr. Hellmut Homberg in Hagen/Westfalen kennengelernt. Homberg zählte in den fünfziger und sechziger Jahren zu den Koryphäen des modernen Brückenbaus und gehörte mit Ingenieurkollegen wie Fritz Leonhardt zu den Spitzeningenieuren der Bundesrepublik. Mit ihrer Arbeit im Ingenieurbüro Homberg waren Hajo Böger und Hermann Jäckle am Wiederaufbau der Infrastruktur in Deutschland wesentlich beteiligt. Hier wurde auch der Grundstein für die Arbeit im eigenen Unternehmen gelegt.
Als Standort des gemeinsamen Ingenieurbüros wählten Böger und Jäckle bewusst die eher ländliche Gemeinde Ulzburg im nördlichen Einzugsgebiet der Stadt Hamburg. Ulzburg entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Ort mit neuen Siedlungen für Hamburger Berufstätige. In einer dieser Siedlungen mieteten Böger und Jäckle ein ganz normales Reihenhaus im Beckersbergring 127 für das Büro an.
Während Hajo Böger in Ulzburg zunächst die vorbereitenden Tätigkeiten ausführte, kam Hermann Jäckle im Januar 1962 nach. Von Beginn an war das Büro im Brückenbau tätig, sowohl in der Entwurfs- und Ausführungsplanung als auch in der statisch-konstruktiven Prüfung. Die Projektliste von Böger+Jäckle, die 1962 mit dem Auftrag 1/62 beginnt, liest sich wie ein Teil der Geschichte der Verkehrspolitik und des Straßenbaus Schleswig-Holsteins.
Dipl.-Ing. Hermann Jäckle
Mit dem Ausbau der B5 von der Landesgrenze in Hamburg nach Quickborn und dem Bau der B200 nördlich von Flensburg begannen in den frühen 60er Jahren die Arbeiten im Brückenbau. Es folgten Planungen für die Über- und Unterführungen der neuen A1 (Vogelfluglinie) sowie der Entwurf einer kostengünstigen Überführung für zahlreiche Wege über die neue A7. Die als Vogelschwinge bekannt gewordene Typenbrücke besteht aus einem zweifeldrigen Überbau, der mit einer leicht V-förmigen Mittelstütze biegesteif verbunden ist und sich zu den hochgesetzten Widerlagern verjüngt, und wird heutzutage als teilintegrales Bauwerk bezeichnet. Die Vogelschwinge überquert die Autobahnen Schleswig-Holsteins an vielen Stellen. Mit den Brückenbauwerken im Zuge des Ausbaus der A215 nach Kiel, der B76 von Kiel über Preetz, Plön und Eutin, der A24 bis an die innerdeutsche Grenze sowie Bautätigkeiten für den Elbeseitenkanal und für die Autobahn Walsrode war das Büro ebenso beschäftigt wie mit zahlreichen Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elbe.
Die Störbrücke Itzehoe nimmt in dieser Aufzählung einen besonderen Stellenwert ein, weil sie die Ingenieure und Ingenieurinnen des Büros über 50 Jahre lang begleitet hat. Die Bauüberwachung für den Neubau in den 60er Jahren (im Zuge der B5), Brückenprüfungen, die Planung zahlreicher Instandsetzungsmaßnahmen sowie die statische Prüfung des Ausbaus zur A23 im Jahr 2010 und die Ausführungsplanung für den Rückbau der alten Brücke zählen zu den Projekten, die bei Böger und Jäckle bearbeitet wurden.
Schnell wurde das Reihenhaus im Beckersbergring zu klein für das wachsende Ingenieurbüro und es wurde ein weiteres Reihenhaus angemietet. Als auch dieses zu klein wurde und das Hin und Her zwischen den Häusern die Büroarbeit erschwerte, wurde Hermann Jäckle beim Bürgermeister von Ulzburg vorstellig, um einen geeigneten Standort zu erwerben. Dieser schlug ihm vor, das Büro über einen Lebensmittelladen in der Lindenstraße zu errichten, der dort im Zuge des Neubaus zweier Hochhäuser geplant wurde. Nach Realisierung des Bauvorhabens fand im Jahr 1970 der Umzug in die Lindenstraße 93 statt. Das Büro wuchs ständig, so dass die Räume des Lebensmittelladens wenige Jahre später übernommen wurden.
Im Jahr 1968 erwarb Hajo Böger die Anerkennung zum Prüfingenieur für Standsicherheit in den Fachrichtungen Massivbau, Metallbau und Holzbau. Hermann Jäckle folgte 1969. Damit schufen sie ein weiteres, wichtiges Standbein für das noch junge Ingenieurbüro und waren sowohl für die Prüfung zahlreicher Ingenieurbauten als auch Hochbauten aller Art verantwortlich.
Durch die Aktivitäten von Hajo Böger war das Büro in den Anfangsjahren auch im Ausland tätig. Hier sind die schlüsselfertige Planung des Hafens Bandar Abbas im Iran, die Ausführungsplanung der Bank von Saudi-Arabien sowie die statische Prüfung eines Kraftwerks mit Meerwasserentsalzungsanlage in Saudi-Arabien zu nennen. Für die statisch-konstruktive Prüfung und Beratung der ausführenden Firma (Hyundai) haben einige Mitarbeiter von Böger+Jäckle viele Jahre in Seoul/Korea verbracht haben, wo die Ausführungsunterlagen, die nach deutschen Vorschriften erstellt worden sind, direkt geprüft wurden. Das letzte größere dieser Auslandsprojekt war Ende der 1980er Jahre eine Halle für eine Werftanlage von Blohm & Voss in Lumut/Malaysia und die Beratung und Prüfungen von Frühwarnanlagen in Saudi-Arabien.
Die Umwandlung des Büros von einer BGB-Gesellschaft in eine GmbH & Co. KG vollzog sich 1985 und war erforderlich, um den Weg für eine Nachfolge frei zu machen. Bereits 1990 trat Herr Dipl.-Ing. Klaus Domröse, der an der Universität Hannover studiert und seit 1976 im Büro tätig war, als Gesellschafter in die KG ein. Im Jahr 1991 erhielt er die Anerkennung zum Prüfingenieur und war seit 2007 auch als Gutachter und Prüfingenieur in den Kontrollbereichen der schleswig-holsteinischen kerntechnischen Anlagen tätig. Drei Jahre nach ihm wurde Dipl.-Ing. Harald P. Hartmann 1993 zum Gesellschafter berufen. Er hat an der TU Braunschweig studiert und ist seit 1978 bei Böger+Jäckle. Im Jahr 1995 erhielt auch er die Anerkennung zum Prüfingenieur. Die Übergabe des Büros an die zweite Generation haben Hajo Böger und Hermann Jäckle damit rechtzeitig geregelt, denn kurz vor dem Ausscheiden von Hajo Böger, das für den Januar 1995 geplant war, ist er plötzlich und vollkommen unerwartet im Dezember 1994 im Alter von 64 Jahren verstorben.
In den neunziger Jahren wurde das Unternehmen Böger+Jäckle kontinuierlich erweitert. Im Jahr 1993 kamen die eigenständige Böger+Jäckle & Partner Ingenieurgesellschaft in Leipzig dazu, im Jahr 1997 die Böger+Jäckle Ingenieure in Dessau und im Jahr 2004 das Ingenieurbüro Bauwesen GmbH in Chemnitz. Inzwischen gibt es zwei weitere Büros in Berlin und Lübeck, die vom Hauptsitz in Henstedt-Ulzburg geführt werden, sowie eine Kooperation von Dr.-Ing. König mit der Ingenieurgesellschaft Cornils.
Im Jahr 2001 wurde das 40jährige Bestehen des Büros mit einem Festakt im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg gefeiert. 2005 schied Hermann Jäckle mit nunmehr 75 Jahren aus dem Büro aus, so dass die Führung in den Händen von Klaus Domröse und Harald P. Hartmann lag.
In diese Zeit fällt der Neubau der A20 bis Bad Segeberg, der die Planungen von zahlreichen Ingenieurbauwerken mit sich brachte, u.a. an der Wakenitzbrücke und dem Kreuzungsbauwerk mit der A1. Am Bau der 4. Röhre des Elbtunnels in Hamburg war Böger+Jäckle an der Ausführungsplanung für 1,5 der 4 Lose beteiligt sowie am Umbau des Rampenbauwerks der Hochstraße Elbmarsch (K 30). Beim Bau der A 14 mit der Saalequerung, dem 6spurigen Ausbau der A9 bei Dessau und dem Bau der A 38 bei Leipzig übernahm Böger+Jäckle die BOL/BÜ und die Ausschreibung. Im Norden wurden die Ortsumgehungen Gadebusch und Boitzenburg in Mecklenburg-Vorpommern geplant, ausgeschrieben und bauüberwacht. Zu nennen ist auch die Nachrechnung der Herrenbrücke in Lübeck sowie zahlreiche weitere Projekte, unter anderem auch auf Helgoland.
Auch im Tunnelbau ist das Büro von Anfang an beteiligt, zunächst mit Neubaustrecken für die Hamburger Hochbahn, dem Ausbau des Bahnhofs Altona sowie beim Eichhoff Tunnel in Kiel und den AKN Stationen Norderstedt-Mitte, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen sowie die Neubauplanungen des Elbtunnels Glückstadt und des Tunnels im Zuge der Fehmarnsundquerung (jeweils in Ingenieurgemeinschaft).
Um Archiv und Büro unter einem Dach vereinen zu können, zog das Büro 2006 von der Lindenstraße in den aktuellen Firmensitz in die Heidekoppel 4 um. Zum 50jährigen Jubiläum im Jahr 2011 haben alle Angehörigen von Böger+Jäckle eine Kanalfahrt auf dem für Schleswig-Holstein wichtigen Nord-Ostsee-Kanal unternommen und dabei zahlreiche „ihrer“ Bauwerk unmittelbar unterquert. Hier sind insbesondere die Levensauer und Holtenauer Hochbrücke über den Nord-Ostseekanal in Kiel und die Überführung der B5 in Brunsbüttel zu nennen.
Inzwischen hat die Übergabe an die dritte Generation erfolgreich stattgefunden. Da ein wesentliches Erfolgsrezept des Ingenieurbüros Böger+Jäckle darin liegt, das Büro von konstruktiven Bauingenieuren führen zu lassen und die Geschäftsführung auf mehrere Schultern zu verteilen, sind 2014 Dr.-Ing. Florian König und 2018 Dipl.-Ing. Dirk Lucius in die Geschäftsführung eingetreten. Dr.-Ing. Florian König löste Klaus Domröse ab, der 2015 das Unternehmen nach Erreichen des 68. Lebensjahres verlassen hat. Florian König hat an der TU Hamburg-Harburg studiert und promoviert und ist seit 2007 bei Böger+Jäckle beschäftigt. Er hat 2014 die Anerkennung zum Prüfingenieur für Standsicherheit in der Fachrichtung Massivbau, seit 2021 auch in der Fachrichtung Metallbau, erworben. Dipl.-Ing. Dirk Lucius hat an der FH Wismar studiert und ist seit 2009 bei Böger+Jäckle tätig.
Mit Projekten wie dem Neubau der Gablenzbrücke in Kiel, der Klappbrücke Elmshorn, dem 8-streifigen Ausbau der A7, Hochwasserschutzmaßnahmen in Lauenburg, der Instandsetzung der Schiebetore der Schleuse Holtenau, dem Trog Hammer Straße in Hamburg, dem Ausbau der A20 mit der Travebrücke bei Segeberg und der Elbquerung bei Glückstadt sowie unzähligen Nachrechnungen älterer Brücken, aber auch mit der statischen Prüfung von Hochbauten aller Art sind die Ingenieurinnen und Ingenieure bis heute auf zahlreichen Gebieten des konstruktiven Ingenieurbaus tätig.
Seit 2019 ergänzt Frau Prof. Dr.-Ing. Angelika Scheel das Team der Geschäftsführung. Sie hat an der Universität Karlsruhe studiert und an der TU Hamburg-Harburg promoviert. Anschließend war sie von 2001-2005 bei Böger+Jäckle und ist seit 2015 Professorin für Massivbau und Brückenbau an der TH Lübeck. 2018 erwarb sie die Anerkennung zur Prüfingenieurin in den Fachrichtungen Massivbau und Metallbau, seit 2021 auch im Holzbau, und kehrte zu Böger+Jäckle zurück.
Zu Böger+Jäckle gehört aber nicht nur die Geschäftsführung, die die Geschicke des Unternehmens verantwortungsbewusst leitet, sondern insbesondere auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehemalige wie aktive. Mit ihrem Fachwissen tragen sie dazu bei, dass zu nahezu jedem Problem eine Lösung erarbeitet wird, und wir mit Stolz auf über 60 Jahre Ingenieurbau in unserem Hause zurückblicken dürfen.